Ilmberger, Katharina und Langenberg, Silke , «In jeder Stadt (k)ein Warenhaus», in: Strukturwandel – Denkmalwandel. Umbau, Umnutzung, Umdeutung. Jahrestagung 2015, Arbeitskreise Theorie und Lehre der Denkmalpflege, Franz, Birgit und Scheuermann, Ingrid (Hg.), Dortmund 2016, S. 73–81.
Warenhäuser stellen gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine neue Bauaufgabe in Deutschland dar, deren Entwicklung eine direkte Folge der industriellen Revolution, des Wachstums der Städte, zunehmender Warenverfügbarkeit und steigenden Wohlstandes ist. Die frühen, an französischen und englischen Vorbildern orientierten Großbauten entstehen in enger Zusammenarbeit zwischen Architekten, Ingenieuren und Unternehmern und dienen neben der Warenpräsentation vor allem auch der Repräsentation. Das gleiche gilt für die wenigen in der Zwischenkriegszeit entstandenen Warenhausbauten, obwohl diese eine stark reduzierte Formensprache und Sachlichkeit zeigen. Infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs und zunehmenden Erfolgs der Unternehmen verändert sich in den ersten Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht nur die Warenhausarchitektur deutlich, auch Verkaufskonzepte und Standortwahl werden verstärkt den Bedürfnissen der Kunden angepasst. Bis Mitte der 1980er Jahre expandieren die Konzerne in ungeahntem Ausmaß und überziehen Deutschland – unter anderem als Reaktion auf die zunehmende Konkurrenz durch Einzelhandelszentren vor den Städten – mit einem Netz unterschiedlicher Warenhaustypen. Viele der an kontinuierlichem Wachstum und Umbau orientierten Konzepte sind mittlerweile überholt. Vor allem die in den 1960er und 1970er Jahren in großer Masse entstandenen „neutralverpackten“ Warenhäuser in den Großstädten sowie die Anfang der 1970er Jahre entwickelten Systembauten für Klein- und Mittelstädte sind für Kunden und Konzerne nicht mehr attraktiv. Sowohl Standorte als auch Bauwerke werden vermehrt aufgegeben. Die für eine Nachnutzung der größeren, meist innerstädtischen Objekte entwickelten Konzepte sind aus ökologischen und ressourcen- ökonomischen, gegebenenfalls auch denkmalpflegerischen Gründen sicher sinnvoll und einem vollständigen Abbruch der Bauten vorzuziehen – dennoch scheinen sie nur teilweise geeignet, den großen Bestand an Warenhäusern in Deutschland nachhaltig und langfristig zu erhalten.