Doktorandin: Nina Irmert
Korreferent: Prof. Dr. Andreas Schwarting, Professur für Baugeschichte und Architekturtheorie, HTWG Konstanz
Interne Zweitbetreuung: PD Dr. Robin Rehm
In den 1920er Jahren kamen in der Bautechnik neben den bis dato etablierten Bauteilen aus Guss- oder Schmiedeeisen, Messing und Zink zunehmend neuartige Metallelemente zum Einsatz. Grosse Industrieunternehmen sowie kleine und mittelständische Metallwerkstätten trieben die Entwicklung metallischer Erzeugnisse voran. Gleichzeitig forschten staatliche Institute wie die ETH und die Empa zu innovativen Anwendungsbereichen. Die Vielfalt an Metallelementen in der Architektur war bald kaum mehr zu überblicken. Patente übernahmen hierbei eine zentrale Rolle: Sie sicherten der anmeldenden Person oder Firma das temporäre Monopolrecht auf die veröffentlichte, technische Neuerung und förderten die Weiterentwicklung bereits geschützter Erfindungen. Gleichzeitig war die dem Patentieren eingeschriebene Offenlegung dem Staat Mittel zur Qualitätsprüfung.
1930 reagierte der Bund Schweizer Architekten (BSA) nach Vorbild des amerikanischen Sweets Catalogs und des Bauwelt Katalogs mit dem nun jährlich erscheinenden Schweizer Baukatalog auf die zunehmende Unübersichtlichkeit im Produktangebot. Verwendung fanden die zahlreichen Metallbauteile erstmals im Neuen Bauen im Wohnungs- und Industriebau sowie bei öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Spitälern oder Verwaltungen. Zudem wendete man die Elemente vermehrt bei Umbau- und Erweiterungsmassnahmen bereits bestehender Gebäude an. Diese Entwicklung trifft auch für den Baubestand der ETH Zürich zu. Von 1930 bis 1960 konnte die Hochschule ihren historistischen Baubestand auch mithilfe der neuartigen Metallprodukte modernisieren. Zu Beginn der 1960er Jahre kam den Metallen erneut eine prägende Bauaufgabe zu: Diesmal in Form von grossflächigen Fassadensystemen und leichten Innenausbauten für die Labor- und Lehrgebäude auf dem entstehenden Hochschulcampus Hönggerberg.
Das Dissertationsvorhaben untersucht anhand mehrerer Fallstudien aus dem ETH-Baubestand die Etablierung und Spezialisierung der vielfältigen Metallelemente zwischen 1930 und 1960. Patente werden dabei als strategische Instrumente verstanden, die die rechtlich zu schützende Erfindung zum einen offenlegen und gleichzeitig verschleiern. Diesem Paradox wird sich kritisch genähert. Das Projekt eröffnet damit den Blick auf eine bislang wenig beachtete, von Wissenschaft und Industrie geprägte Architekturgeschichte.
Dieses Projekt ist Teil des SNF-Projekts «Architektur & Patent. Die Bauten des ETH-Bereichs».