Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung «Designed Orders», LOEWE Project Architectures of Order, Goethe-Universität Frankfurt, Campus Westend, HZ 8, 2. Februar 2023, 18.00 Uhr, Dr. Regine Hess
Welt- und Landesausstellungen sind seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ein Phänomen der Moderne, nicht nur in Frankreich und Großbritannien, sondern auch in den deutschen Ländern. Die Ausstellung der Produkte nationaler und kaiserlicher Industrien repräsentieren nicht nur die damalige Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, sondern mehr noch das Selbstverständnis der veranstaltenden Staaten. Diese Motivation prägte die großen Ausstellungen im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend und differenzierte ihre architektonischen Programme. Dabei lassen sich Muster der Raumbildung ausmachen, die sowohl Imperialismus und Kolonialismus „ausstellten“ als auch nationale Narrative entwickelten. Dies zeigt sich nicht nur an Ausstellungspalästen, Dörfern, Nationenpavillons, multifunktionalen Plattenbauten und deren Anordnung auf dem Gelände, sondern auch an den Akteuren: Menschen aus vielen Teilen der Welt arbeiteten auf großen Ausstellungen und wurden den Räumen, die sie repräsentieren sollten, zum Teil gewaltsam zugewiesen.
Der Vortrag untersucht die Herstellung von Raum in Großausstellungen und seine architektonische Gestaltung aus der Perspektive des ‚Eigenen‘ und des ‚Anderen‘. Er versucht, den Rassismus und seine Spuren in der Geschichte der Ausstellungen als Teil der Architekturgeschichte aufzuzeigen.