Zürich, Eidgenössische Technische Hochschule (ETH)
18.–20. Juni 2025
Verlängerte Deadline für das Abstract: 20. Januar 2025
Abstracts (max. 500 Wörter) mit Kurzvita als ein PDF bitte an folgende Adresse senden: patents@arch.ethz.ch
Um 1800 beginnt die Architektur aufgrund der Erfindung neuartiger Materialien, Konstruktionen und Maschinen einen neuen Bezug zur Tradition einzunehmen. Parallel dazu tritt das Patent auf den Plan. Obwohl aus den innovativen, technischen und kreativen Belangen der Architektur kaum wegzudenken, haben Patente in der Architektur- und Konstruktionsgeschichte erst in den letzten Jahren vermehrt wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten. Das Projekt «Architektur & Patent» an der Professur für Konstruktionserbe und Denkmalpflege, Prof. Dr. Silke Langenberg, ETH Zürich, untersucht das Patent am Beispiel der Bauten des ETH-Bereichs von 1855 bis heute. Für das dritte Projektjahr ist eine internationale Konferenz geplant, die dem Thema «Architektur & Patent» eine breitere diskursive Plattform bieten soll.
Selektion und Fokus. Zumeist geht die Beschäftigung mit Patenten von einzelnen Patentanmelder*innen aus und zeichnet (Teile von) Erfindungsbiografien sowie Unternehmensinitiativen nach. Oder aber sie legt den Fokus auf unterschiedliche Patente vergleichbaren Typs. Die Konferenz soll dazu anregen, die selektiven Mechanismen hinter diesen häufigsten aller Patentgeschichten kritisch zu hinterfragen:
Faszination Patent. Sigfried Giedion analysiert in «Mechanization Takes Command» (1948) Erfindungen und Technik(en) und nimmt dabei eine kulturhistorisch fragende Perspektive auf die Folgen der Mechanisierung ein. Patente übernehmen in Giedions Ansatz einer «anonymen» Geschichte die Rolle von «objektiven Zeugen», ohne dass er auf das Patent als Quelle oder wirtschaftlicher Akteur sowie dessen historische Bedeutung eingeht. Im Rahmen der 14. Architekturbiennale in Venedig legt Rem Koolhaas als Architekt und Herausgeber in «Elements of Architecture» (2014) das Augenmerk auf ebenjene titelgebenden «Elemente», die Architektur ausmachen. Auch hier tritt das Patent als Marker von Innovationsschritten auf, ohne dass seine Relevanz näher diskutiert würde. Wünschenswert wäre es, kulturhistorische Zugriffe auf Patente (wie solche Giedions und Koolhaas’) einer näheren Untersuchung zu unterziehen. Welche Beziehungen zwischen Patenten und den gebauten Objekten werden in ihnen untersucht, welche nicht?
Das Patent in der Wissensgeschichte. Über Patente lässt sich immer auch Wissensgeschichte schreiben. In ihnen kristallisiert sich konstruktives Know-how. Anhand von Patentketten scheinen Neuerungen im Materialwesen, in der Entwicklung von Maschinen, von Haustechnik und anderen architekturrelevanten Bereichen rekonstruierbar. Peter H. Christensen untersucht in «Prior Art» (2024) z. B. jüngst die historischen Machtstrukturen innerhalb des Immaterialgüterwesens und lenkt den Blick auf globalisierte und postkoloniale Handels- und Vertriebstechniken von Baumaterialien und Konstruktionsmethoden.
Masse und Lücke. Die Anzahl gewährter Patente nimmt international seit den 1860er Jahren stetig zu. Seit den 1980er Jahren lässt sich ein fast exponentielles Wachstum der Patenteinreichungen beobachten. Forschende stehen damit oftmals vor dem Problem, entweder eine Vielzahl an Daten adäquat auswerten zu müssen oder aber alternative Wege zu finden, Zugang zu historischen Patenten zu erhalten, die beispielsweise nicht in digitalisierter Form in einschlägigen Datenbanken vorliegen.
Das Patent als Konstruktionserbe. Von der institutionellen Denkmalpflege wurde und wird längst ein Baubestand inventarisiert, in dem Patente bereits von wesentlicher Bedeutung sind. Zu denken wäre hier an Bausysteme seit der klassischen Moderne (zunächst im Holzbau, später beispielsweise in der Vorfertigung grosser Platten), aber ebenso an einzelne Fassadenelemente, Farben, Haustechnik, Bauprozesse etc. Sind Patente auf Reproduzierbarkeit ausgelegt, bezieht sich Denkmalschutz zunächst auf das Spezifische und Einzelne. Beiträge sind überaus willkommen, die sich Patenten exemplarisch aus denkmaltheoretischer Sicht zuwenden:
Digital architecture. Während das Patentwesen in den verschiedenen Industriezweigen breite Anwendung fand, tat sich mit der Digitalisierung eine Lücke im Bereich des Patentschutzes auf. Computerprogramme sind – losgelöst von ihrer technischen Anlage wie einer Steuerung – keine patentfähigen Erfindungen. Obwohl die Digitalisierung für das Bauwesen spätestens seit den 1970er Jahren eine immer zentralere Rolle spielte, spiegelt sich dies nur indirekt in den Patentschriften wider. Der anhaltende Diskurs über die Patentfähigkeit etwa sogenannter «computerimplementierter Erfindungen» (CIE) belegt die Problematik des digitalen Immaterialguts bis in die Gegenwart.
Bei den genannten Themen handelt es sich um Vorschläge – alternative Fragestellungen sind explizit erwünscht.
Interessierte senden bitte bis zum 20. Januar 2025 (verlängerte Deadline) ein Abstract (max. 500 Wörter) mit Kurzvita als ein PDF an folgende Adresse: patents@arch.ethz.ch. Eine Rückmeldung erfolgt Ende Januar 2025. Es ist geplant, ausgewählte Beiträge nach der Konferenz in einem Sammelband zu publizieren. Bei Fragen wenden Sie sich bitte ebenfalls an: patents@arch.ethz.ch